Liebe Baumfreunde, der Wurzelanlauf eines Baumes ist der Übergang vom Stamm zu seinen Wurzeln, das habt ihr sicher schon oft gesehen. Je nach Pflanzenart, Alter und Standort kann dieser Stammfuß unterschiedlich geformt sein.
Diese Form wird durch die Ableitung der mechanischen Kräfte gebildet, die über die Jahre von Krone und Stamm mit ihrem Gewicht und den äußeren Einflüssen auf das Wurzelsystem einwirken. Diese Kräfte können mitunter sehr beachtlich sein, und dementsprechend stark ausgebildet können Wurzelanläufe im Laufe eines Baumlebens dann in Erscheinung treten.
Auf nassen Standorten sind sie ausgeprägter als auf trockenen oder felsigen, denn bei ständig nassem Boden ist die Gefahr des Windwurfs größer.
Fehlt der Wurzelanlauf jedoch gänzlich, so ist der Baum höchstwahrscheinlich überschüttet worden. Das heißt es wurde Erde oder sonstiges Schüttmaterial am Stammfuß aufgebracht und dabei sind die Wurzelanläufe zugeschüttet worden. An Flüssen bei Überflutungen oder Erdrutschen geschieht das von Natur aus.
Die meisten Baumarten reagieren sehr empfindlich auf diese Veränderung ihres Standortes, da sie nicht oder nicht schnell genug in der Lage sind, den erhöhten Oberboden neu zu durchwurzeln. In der Stadt und im Siedlungsgebiet passiert das häufiger bei Baumaßnahmen. Abhängig von Material und Schütthöhe kann der Baum dabei in hohem Maße geschädigt werden.
Das gefährdet massiv seine Standsicherheit. Wurzeln ersticken und können den Baum nicht mehr versorgen, es können Stammfußfäulen durch Pilze entstehen und der Baum stirbt nach und nach ab oder muss aufgrund der Verkehrssicherheit vorzeitig entnommen werden. Deshalb ist der Stammfuß in der Baumkontrolle ein sehr wichtiges Merkmal das geprüft werden muss. Kontrolliert werden die Anzahl und Anordnung der Wurzelanläufe, die allgemeine Anbindung an den Stamm und die Form, das Rindenbild sowie die Festigkeit und natürlich wird auf Pilzfruchtkörper, Risse, Fäulen oder sonstige Auffälligkeiten untersucht. Die Standsicherheit beschreibt die ausreichende Verankerung eines Baumes im Boden und verhindert das Umstürzen. Ein unbeschädigter, funktionsfähiger Wurzelanlauf ist demnach sehr wesentlich für die positive Beurteilung der Verkehrssicherheit.
Doch wie ist es bei uns Menschen? Wie steht es mit unserer Standsicherheit? Ist sie auch manchmal gefährdet? Was überschüttet uns und engt uns in der Basis ein? Was trennt uns ab von unserer Verankerung mit uns selbst und der Erde? Ersticken unsere Wurzeln an der Schwere unseres Alltags, unserer täglichen Aufgaben? Welche toxischen Einflüsse zerstören nach und nach unsere Verbundenheit und Nähe zu unserem Ursprung?
Sind es Schicksalsschläge oder plötzliche Ereignisse von außen?
Andere Menschen die uns enttäuschen oder verletzen?
Oder auch unsere eigenen Vorstellungen und Erwartungen die uns im Weg sind, unsere Erfahrungen und alte Wunden an denen wir vielleicht sogar festhalten?
Sind es unsere eigenen Gedanken die uns scheinbar nicht loslassen und uns immer mehr ins Wanken bringen?
Oder handelt es sich möglicherweise um unerwartet glückliche Umstände, die uns völlig überraschen und uns aus den Angeln heben?
Viele tiefgehende Fragen deren Antworten wir tief in uns tragen, nicht wahr?
Den großen Vorteil den ich allerdings bei uns Menschen im Vergleich zu den Bäumen sehe, ist, dass wir die Fähigkeit besitzen, uns selbst und mit Unterstützung anderer wieder aufzurichten und unsere Verankerung neu zu verbinden.
Um die Bäume hingegen müssen wir uns kümmern, und alles was uns möglich ist dafür tun damit sie standsicher bleiben.
Einige Beispiele vorweg:
Anfangen sollten wir bei den Jungbäumen, indem wir ihren Stammfuß nicht durch Mäharbeiten verletzen!
Beim Planen und Einpflanzen müssen wir den Bäumen mehr Raum zur Verfügung stellen, damit sie überhaupt die Möglichkeit haben einen adäquaten Wurzelanlauf auszubilden!
Und vor allem bei Bauarbeiten dürfen wir kein Material an Bäumen abstellen oder darunter lagern, sie überschütten oder ihre Verankerungswurzeln abgraben!
Um unsere Bäume lange zu erhalten, ist diese Unterstützung unsere Aufgabe liebe Baumfreunde!
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